Mobilität findet sich nicht nur als Forschungsthema in ganz unterschiedlichen Disziplinen der TRIO-Verbundhochschulen, sondern spielt auch in den ostbayerischen Städten Amberg, Deggendorf, Landshut, Passau und Regensburg eine zentrale Rolle. TRIOLOG, das TRIO-Transfermagazin, hat die Verantwortlichen zu relevanten Aspekten des Themas befragt. Eine Kurzversion der Antworten wurden bereits in der aktuellen Ausgabe der TRIOLOG veröffentlicht. Hier lesen Sie die ausführlichen Antworten von Wolfgang Brandl, Stadtplanungsamt und Verkehrsplanung der Stadt Regensburg.
Was ist das größte verkehrsbezogene Problem in Ihrer Region, mit dem Sie sich konfrontiert sehen?
Die Region und die Stadt Regensburg sind ein starker Wirtschaftsstandort. Diese Prosperität führt zu Wachstum im Bereich der ökonomischen Entwicklung und damit verbunden wächst auch der Bedarf an Wohnraum, sozialer und verkehrlicher Infrastruktur. Neben der verkehrlichen Organisation der Siedlungsentwicklung wird eine wesentliche praktische Herausforderung für die Zukunft sein, die Pendlerströme – 80.000 Einpendler/Tag – nach Regensburg vom Kfz weg und zu den Verkehrsträgern des Umweltverbundes (ÖPNV, Rad) hin zu bewegen. Diese Herausforderung kann nur regional gelöst werden.
In vielen Kommunen wird ein kostenloser ÖPNV diskutiert. Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht der ÖPNV im ländlichen Raum überhaupt?
ÖPNV im ländlichen Raum wird auf Grund der dort vorhandenen kleinteiligen und flächigen Siedlungsstrukturen immer nur einen Teil der Bürger*innen erreichen können."
ÖPNV im ländlichen Raum wird auf Grund der dort vorhandenen kleinteiligen und flächigen Siedlungsstrukturen immer nur einen Teil der Bürger*innen erreichen können. Es sind Ergänzungsangebote wie P+R , P+M, Mobilitätsstationen und Ridesharing-Angebote erforderlich.
Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität sind die Kommunen gefordert. Wie sieht die aktuelle Rolle Ihrer Kommune hierzu aus?
Die Stadt Regenburg liegt im Bundesvergleich der absoluten Zahlen bei der Ladeinfrastruktur auf Platz 5 und bei der relativen Dichte (Anzahl je Einwohner) auf Platz 1. Ein weiterer Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur erfolgt durch die REWAG AG. Für die Zukunft ist sicherlich auch eine Regelung für die private Ladeinfrastruktur im Zuge von Bauvorhaben zu diskutieren.
Welche Rolle werden Ihrer Meinung nach alternative Verkehrsmittel wie etwa der Radverkehr in Zukunft spielen?
Das Rad ist ein zentraler Bestandteil einer nachhaltigen Mobilität für die Stadt Regensburg. Bereits in der Vergangenheit konnten wir einen Anteil des Radverkehres am Modal-Split von 24 Prozent (SrV 2018) erreichen. Für das Jahr 2030 haben wir uns 30 Prozent als Zielmarke gesetzt.
Durch die Corona-Pandemie sind beim Radverkehr Zuwächse von bis zu 20% zu verzeichnen, die Bedeutung des Rades wird weiter steigen, durch das Pedelec werden sich die Entfernung zudem weiter erhöhen.
Wie glauben Sie, dass in 20 Jahren die Mobilität in einer Stadt wie Regensburg aufgestellt sein wird? (Beispiele: Multimodale Mobilität, Konsolidierung der letzten Meile bei Zulieferern, E-Mobilität im Innenstadtbereich)
Niemand kann eine präzise Voraussage für die Mobilität in 20 Jahren erstellen. Die Veränderungen im Bereich der Mobilität waren in den letzten 10 Jahren enorm (E-Mobilität, Sharing etc.).
Der Trend geht aber deutlich weg vom Besitz eines -oder mehrerer- eigenen Autos hin zu alternativen Formen."
Der Trend geht aber deutlich weg vom Besitz eines -oder mehrerer- eigenen Autos hin zu alternativen Formen. Die Bürger*innen haben eher das Bedürfnis gut von A nach B zu kommen, die Wahl des Verkehrsmittels wird sich hier weiter öffnen. Die E-Mobilität mit eigenen Fahrzeugen bietet lediglich lokale Vorteile bei Emissionen, verkehrlich bleiben diese ein konservativer Ansatz ohne verkehrlichen Mehrwert, es wird genauso viel Platz verbraucht wie mit herkömmlichen Kfz.
Die Zulieferung der letzten Meile wird zukünftig durch noch mehr Anbieter angeboten werden, der Trend zum Online-Kauf hat sich in der Pandemie weiter verstärkt.
Ein großer Mehrwert wird sich durch intermodale Systeme ergeben (der Weg wird mit unterschiedlichen Transportmitteln bewältigt). Multimodalität (Verfügbarkeit unterschiedlicher Transportmittel) ist weniger zielführend.
Das TRIO Team bedankt sich für das Interview.
Ersterscheinung in Kurzform: TRIOLOG Ausgabe 5 (2021)