Mobilität findet sich nicht nur als Forschungsthema in ganz unterschiedlichen Disziplinen der TRIO-Verbundhochschulen, sondern spielt auch in den ostbayerischen Städten Amberg, Deggendorf, Landshut, Passau und Regensburg eine zentrale Rolle. TRIOLOG, das TRIO-Transfermagazin, hat die Verantwortlichen zu relevanten Aspekten des Themas befragt. Eine Kurzversion der Antworten wurden bereits in der aktuellen Ausgabe der TRIOLOG veröffentlicht. Hier lesen Sie die ausführlichen Antworten von Dr. Bernhard Mitko, Leitung des Referats für Recht, Umwelt und Personal Amberg sowie Dr.-Ing. Markus Kühne, Leitung des Referat Stadtentwicklung und Bauen Amberg.
Was ist das größte verkehrsbezogene Problem in Ihrer Region, mit dem Sie sich konfrontiert sehen?
Die fehlende Elektrifizierung der Bahnstrecke Nürnberg – Amberg – Schwandorf. Hier ist aber eine Lösung in Sicht, da die Metropolenbahn Nürnberg – Prag + München – Prag in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wurde.
In vielen Kommunen wird ein kostenloser ÖPNV diskutiert. Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht der ÖPNV im ländlichen Raum überhaupt?
Im ländlichen Raum spielt die Frage nach den Kosten eine untergeordnete Rolle. Hier besteht die Herausforderung in einem guten Angebot, dessen Kosten für die Kommunen noch bezahlbar sind. Durch die Anforderungen der Elektromobilität kommen erhebliche Kosten für Linienverkehre im ländlichen Raum hinzu.
Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität sind die Kommunen gefordert. Wie sieht die aktuelle Rolle Ihrer Kommune hierzu aus?
Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur sind in erster Linie Bund und Länder gefordert, da der Bedarf vorrangig entlang der Fernverkehrsstrecken besteht. Niemand möchte in eine Innenstadt fahren, nur weil er sein Fahrzeug aufladen muss. Dennoch haben wir Ladeeinrichtungen geschaffen, die aber eher wenig genutzt werden. Hauptaufgabe für die Kommunen ist die Schaffung der Ladeeinrichtungen an den Wohnsitzen der Bürgerinnen und Bürger. Dazu gibt es bei uns ein technisches Konzept der Stadtwerke und ein Förderprogramm der Stadt Amberg.
Hauptaufgabe für die Kommunen ist die Schaffung der Ladeeinrichtungen an den Wohnsitzen der Bürgerinnen und Bürger."
Welche Rolle werden Ihrer Meinung nach alternative Verkehrsmittel wie etwa der Radverkehr in Zukunft spielen?
Der Radverkehr wird eine sehr große Rolle in der Zukunft spielen. Dem stellt sich die Stadt Amberg durch ein ambitioniertes Radverkehrskonzept, das große finanzielle und personelle Ressourcen erfordert.
In 20 Jahren wird es ein gut funktionierendes Zusammenspiel der unterschiedlichen Verkehrsmittel geben, wobei Verkehrsmittel dabei sein werden, die wir heute noch nicht kennen."
Wie glauben Sie, dass in 20 Jahren die Mobilität in einer Stadt wie Amberg aufgestellt sein wird? (Beispiele: Multimodale Mobilität, Konsolidierung der letzten Meile bei Zulieferern, E-Mobilität im Innenstadtbereich)
In 20 Jahren wird es ein gut funktionierendes Zusammenspiel der unterschiedlichen Verkehrsmittel geben, wobei Verkehrsmittel dabei sein werden, die wir heute noch nicht kennen. Die Bürgerinnen und Bürger werden in ein digitales System Anfangs- und Zielort eingeben und dann die für sie zeitlich, finanziell und organisatorisch günstigsten Verkehrsmittel angeboten bekommen. Ob es dann noch das Thema der letzten Meile bei Zulieferern geben wird, bezweifeln wir. Hier wird es andere Zulieferwege geben, die aber jetzt noch nicht absehbar sind. 20 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Am wahrscheinlichsten sind kleine autonome Liefersysteme. Die E-Mobilität wird sich bis in 20 Jahren nicht nur in den Innenstädten durchgesetzt haben. Wir erwarten eher die Debatte, dass dann in den Innenstädten möglichst wenig Mobilität neben dem Fußgängerverkehr geben soll.
Wir erwarten eher die Debatte, dass dann in den Innenstädten möglichst wenig Mobilität neben dem Fußgängerverkehr geben soll."
Das TRIO Team bedankt sich für das Interview.
Ersterscheinung in Kurzform: TRIOLOG Ausgabe 5 (2021)