Wie kann die Digitalisierung den regionalen Tourismus stärken und wettbewerbsfähig machen? Das Projekt DIGITOUR möchte Unterstützung und Handlungsempfehlungen für Unternehmen in Ostbayern bieten.
Seit jeher zählt der Freistaat Bayern zu den beliebtesten Urlaubsregionen in Deutschland. Der digitale Wandel stellt jedoch auch die Tourismusbranche vor neue Herausforderungen. Dienstleistungsangebote sowie Informations-, Nachfrage-, Buchungs- und Kommunikationsverhalten verändern sich. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, müssen Tourismusunternehmen neue Stufen der Wertschöpfungskette erkennen und erfolgreich in ihren Betrieb implementieren.
In puncto Digitalisierung herrscht in der Region allerdings großer Nachholbedarf. „Tourismus setzt sich bei uns aus vielen Klein- und Kleinstbetrieben zusammen. Daher schreitet die Digitalisierung langsamer voran als beispielsweise in der Industrie“, erklärt Dr. Michael Braun, Geschäftsführer des Tourismusverbands Ostbayern (TVO).
Dienstleistungsgrade und Wettbewerbsfähigkeit erhöhen
Der TVO ist externer Kooperationspartner im Projekt DIGITOUR (Digitale Dienstleistungstechnologien im Tourismus). Unter der Leitung des Forschungsinstituts CENTOURIS der Universität Passau arbeiten im Projekt verschiedene Lehrstühle interdisziplinär zusammen:
- der Lehrstuhl für Data Science (Prof. Dr. Michael Granitzer)
- der Lehrstuhl für Statistik und Data Analytics (Prof. Dr. Harry Haupt)
- die Lehreinheit für Computergestützte Statistik und Mathematik (Dr. Joachim Schnurbus)
- der Lehrstuhl für BWL mit Schwerpunkt Marketing und Innovation (Prof. Dr. Jan H. Schumann)
- sowie der Lehrstuhl für BWL mit Schwerpunkt Marketing und Services (Prof. Dr. Dirk Totzek).
Im Zentrum des Projekts stehen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aus der Tourismusbranche in Niederbayern, deren Servicekompetenzen durch Technologien verbessert werden sollen. So werden Dienstleistungsgrade und Wettbewerbsfähigkeit strategisch erhöht.
In einer ersten Bedarfsanalyse wurden 4.600 Beherbergungsbetriebe in Ostbayern auf ihren Status quo untersucht. Knapp drei Viertel der Unternehmen präsentieren sich online mit einer eigenen Webseite, aber nur wenige ermöglichen eine digitale Buchung. Verfügbarkeitschecks und Echtzeitbuchung integrieren nur ein Fünftel dieser Internetseiten. Und dabei sind die digitalen Potenziale so wichtig.
Wer nicht auf der eigenen Webseite buchbar ist, zahlt höhere Provisionen an Buchungsplattformen, wer keine sichere Internetseite hat, wird womöglich gemieden. Wird die Seite am Smartphone nicht richtig angezeigt, weicht der potenzielle Gast auf andere Seiten aus. All das sind Stolpersteine in der touristischen Wahrnehmung unserer Region, die wir verhindern wollen. Nur so bleibt das touristische Angebot unserer Region in der Zukunft relevant für die Gäste“, verdeutlicht Dr. Braun.
Responsives Webdesign
Damit Nutzer und Nutzerinnen Inhalte einer Webseite optimal von verschiedenen Endgeräten konsumieren können, brauchen Internetseiten ein sogenanntes Responsives Webdesign. Die Technologie soll automatisch auf das Nutzerverhalten reagieren, indem sie die Webseite an die Bildschirmgröße (Smartphone, Tablet, Computer) anpasst. Responsives Webdesign ist bei nahezu der Hälfte der im Projekt untersuchten Internetseiten gewährleistet.
Einsatz digitaler Dienstleistungstechnologien
In einem nächsten Schritt analysiert das Projektteam, inwiefern Betriebe auf Buchungsplattformen auffindbar und auf sozialen Netzwerken präsent sind. Auf Basis der Ergebnisse sollen nun Digitalisierungsstrategien entwickelt werden. „In der zweiten Projektphase können wir so den klein- und mittelständischen Tourismusbetrieben durch praxisnahe Kooperationsprojekte mit regionalen Tourismusakteuren aufzeigen, wie digitale Dienstleistungstechnologien eingesetzt werden können“, erläutern die Projektleiter von CENTOURIS. Schließlich sollen Handlungsempfehlungen und Schulungsangebote für einen nachhaltigen Technologietransfer formuliert werden.
Das Projekt wird im Rahmen des Programmziels „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“ Bayern 2014-2020 aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung der Europäischen Union gefördert.
Autor: Kira Britten (Universität Passau)