Am 15. November 2021 organisierte das Netzwerk INDIGO in Kooperation mit der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) im Rahmen des KI Campus Ostbayern die digitale Veranstaltung „Rechtliche und ethische Aspekte zum Thema KI“. Aus verschiedenen Blickwinkeln wurde der Frage nachgegangen, inwiefern bestehende ethische Standards und mögliche neue rechtliche Rahmenbedingungen mit den Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) vereinbar sind.
Ein Fazit ist schnell gezogen. Es braucht sicherlich Regulierungen, zum Beispiel, wenn man an Persönlichkeitsprofile auf Basis von Nutzerdaten in den Sozialen Medien denkt. „Schon nach relativ wenigen Beiträgen in einem Sozialen Medium kennen Algorithmus und KI den Nutzer in bestimmter Hinsicht besser als sein eigener Partner“, erzählte Prof. Dr. Thomas Kriza von der OTH Regensburg in seinem Vortrag. Die enorme gesellschaftliche und politische Sprengkraft solcher Anwendungen liegt dabei auf der Hand. Zugleich dürfe aber natürlich das große Innovationspotential, welches die KI für viele Lebensbereiche birgt, nicht durch Überregulierung abgewürgt werden. Da ist sich Prof. Dr. Patrick Glauner sicher. Der KI-Professor der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) war diesmal Moderator und Organisator der Veranstaltung im KI Campus Ostbayern. Im Frühjahr hatte er als Sachverständiger den Deutschen Bundestag und die französische Nationalversammlung zu Regulierung von KI beraten. „Die Anwendung von KI zieht je nach Fachdisziplin unterschiedliche Konsequenzen oder Effekte für die Nutzer bzw. Endkunden nach sich“, sagt Glauner. „Deshalb sind die dezidierte Bewertung und Berücksichtigung aller unterschiedlichen Wirkungen unabdingbar, um genau diejenigen Bereiche identifizieren zu können, in denen die Regulierung von künstlicher Intelligenz neu- beziehungsweise überdacht werden muss.“
Die große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich KI sind komplex. „Tatsächlich“, so Glauner, „hapert es eigentlich schon bei einem universellen Verständnis der Bedeutung von künstlicher Intelligenz.“ Wer haftet, wenn der Einsatz von künstlicher Intelligenz anderen schadet? Kann der Schutz der Privatsphäre trotz der Verarbeitung riesiger Datenmengen weiterhin gewährleistet werden? Um mögliche Antworten auf solche und ähnliche Fragen zu finden, diskutierten die Wissenschaftler der ostbayerischen Hochschulen und Universitäten aus interdisziplinärer Perspektive mit ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Die einzelnen Themen der Vorträge reichten von KI als rechtlicher Messlatte über ethische Fragen im Bereich von Big Data & KI bis zur Zurechnung und Verantwortung für den Betrieb von autonomen Systemen, wie zum selbstfahrenden Auto. Die digitale Veranstaltung knüpfte an vergangene Diskussionen des KI Campus Ostbayern an, zu Wort kamen diesmal neben Glauner und Kriza auch die Professoren Thomas Riehm (Universität Passau), Josef Scherer (TH Deggendorf), Michael Beurskens (Universität Passau), Karsten Weber (OTH Regensburg), Thomas Bartscher (TH Deggendorf) und Bernhard Bleyer (Universität Passau).
Über den KI Campus Ostbayern
Der KI Campus Ostbayern ist eine Kooperationsplattform, mit der die ostbayerischen Hochschulen (OTH Amberg-Weiden, OTH Regensburg, Hochschule Landshut, TH Deggendorf, Universität Regensburg und Universität Passau) ihre Kompetenzen zum Thema künstliche Intelligenz bündeln, den wissenschaftlichen Austausch stärken und die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Gesellschaft ausbauen wollen. Der KI Campus Ostbayern wurde 2020 initiiert und wird durch das Netzwerk INDIGO (Internet und Digitalisierung Ostbayern) koordiniert und organisatorisch unterstützt. Weitere Informationen finden Sie auf der INDIGO-Homepage unter https://www.indigo-netzwerk.de/ki-campus-ostbayern/.