Diesen und anderen Fragen widmete sich die Veranstaltung „Virtueller Treffpunkt Hochschule - Mobilität im ländlichen Raum“ am 18.05.2022. Im zweiten Teil der virtuellen Reihe standen die Themen Digitalisierung, Autonome Mobilität und Vernetzung im Fokus. An dem Online-Format, das der Hochschulverbund Transfer und Innovation Ostbayern (TRIO) in Kooperation mit der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim via Zoom organisierte, nahmen knapp 50 Personen teil.
Die Teilnehmenden wurden zu Beginn der Veranstaltung von Herrn Prof. Dr. Alfred Höß, Professor an der OTH Amberg-Weiden, unter dem Vortragstitel „Autonome Mobilität - Wo stehen wir heute?“ auf den aktuellen Stand der Forschung und Praxis gebracht. Der Experte für Elektromobilität und automatisiertes bzw. autonomes Fahren erläuterte anschaulich die fünf Automatisierungsgrade und antwortete auf eine Frage aus dem Publikum, dass es vermutlich nicht noch bis 2048 dauern werde, bis wir uns in vollständig autonomen Fahrzeugen bewegen und am Steuer schlafen können. Als Beispiel für einen der Bausteine für autonomes Fahren skizzierte er: Wenn heute eine Ampel ausfällt, dann regeln wir Autofahrer:innen die Vorfahrt mit Blicken und Gestik untereinander. Autonom fahrende Fahrzeuge müssen also in der Lage sein, in solchen Situationen auch nach außen und miteinander kommunizieren zu können.
Als Project Manager Digitalization bei der AVL Software and Functions GmbH betreut Thomas Wiesmüller das Förderprojekt FLASHMOB KI zur Konzeption und Realisierung eines autonomen Rufbusses im ländlichen Raum um Roding. In diesem Projekt beschäftigt sich das Unternehmen gemeinsam mit Forschenden der OTH Regensburg mit der Frage, wie man den öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum attraktiver gestalten kann. Der Ansatz zielt darauf ab, dies durch eine deutlich höhere Flexibilität zu erreichen. Um beispielsweise dem so genannten „Last-Mile-Problem“ entgegenzuwirken, werden autonome Zubringerbusse auf Abruf an strategisch günstigen Punkten die Anwohner:innen abholen, um sie dann - gut koordiniert - zu einer Zusteigemöglichkeit der Hauptbuslinie zu bringen.
Im Projekt AUTBUS wurde ein Kleinbus mit Umfeld-Sensorik und Aktorik sowie mit Kommunikationsmodulen und Informationsverarbeitungssystemen ausgestattet und befördert am Neubäuer See Personen vom Bahnhof zur Seepromenade – autonom.
Prof. Dr. Jan Dünnweber, Professor der Fakultät Informatik und Mathematik an der OTH Regensburg, griff im letzten Vortrag die Ansätze von seinem Vorredner nochmal auf und erläuterte unter dem Titel „Wann kommt der Bus - und wohin? - Wie Rufbusanfragen intelligent verarbeitet werden“ insbesondere die mathematischen Hintergründe des gemeinsamen Projektes FLASHMOB KI. Ihm sei es in diesem Zusammenhang egal, ob der Rufbus autonom oder durch Fahrer:innen gelenkt wird, vielmehr gehe es in seiner Forschung darum, so viele Personen wie möglich in kurzer Zeit zu ihren Zielorten zu bringen. Busfahren nach Bedarf statt Busfahren nach Plan ist das hier ausgerufene Motto, das mittels intelligenter Routenplanung für den öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum umgesetzt wird. Dazu sei beispielsweise auch die Vorhersage der Fahrgastanzahl für den nächsten Tag ein wichtiges Thema, um Kapazitäten und Fahrzeiten anpassen zu können. Herr Prof. Dünnweber gab einen anwendungsbezogenen und greifbaren Einblick in die komplexe Berechnung von optimalen Rufbusrouten sowie in die damit verbundenen Herausforderungen und stellte erneut die Bedeutung von Pop-up Haltestellen als Ergänzung zu den bestehenden heraus.
Manuel Lorenz, IHK Regensburg, Leiter der Geschäftsstelle Kelheim und Referent für Verkehrspolitik, moderierte durch das Programm und die anschließende Fragerunde, in der unter anderem über den „Vision-Only" Ansatz von Tesla diskutiert wurde.