Die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim veranstaltete zusammen mit dem Hochschulverbund TRIO im Rahmen der Reihe „Treffpunkt Hochschule - Mobilität im ländlichen Raum“ am 21. Juni den dritten und letzten Teil. Der Schwerpunkt lag dieses Mal auf „smarter Elektromobilität als Erfolgsfaktor“. Es nahmen knapp 40 interessierte Personen teil.
Die ersten beiden Teile der Veranstaltungsreihe fokussierten „Innovative Konzepte für eine CO2-freie Mobilität von morgen“ und „Digitalisierung, Autonome Mobilität und Vernetzung“.
Im dritten Teil führte Herr Tobias Berg vom Institut für Energietechnik (ifE) von der OTH Amberg-Weiden mit dem Thema „Smart Grids-Möglichkeiten im ländlichen Raum“ ein.
In seinem Vortrag erklärte er, dass unser passives Stromnetz zunehmend in ein aktives umgebaut werden müsse, da es keine Speicherkapazität biete. Grundlegend erläuterte er die vier verschiedenen Ebenen des Stromnetzes und dessen Ausprägungen in Deutschland. Besonders im Niederspannungsbereich werde durch den zunehmenden Einsatz von Wärmepumpen und PV-Anlagen ein Umbau in ein intelligentes Stromnetz benötigt, da die Komplexität an Nutzungsprofilen zunimmt. Durch diese autonome Steuerung werde die Netzstabilität gewährleistet. Weiter stellte Herr Berg dar, dass ein Smart Grid nicht nur Energie transportiert, sondern auch für den Datentransport benötigt wird, um das Nutzungsverhalten auf die Steuerung des Netzes mit anzupassen. Vorangetrieben wird die Thematik der Smart Grids durch einen exponentiellen Anstieg an Zulassungen von E-Fahrzeugen, die aus dem Niederspannungsnetz „betankt“ werden müssen. Anhand eines Praxisbeispiels der Netze BW zeigte Herr Berg auf, welchen erheblichen Peak im Stromnetz der Lademodus von Elektromobilität zur Folge hat.
Anschließend sprach Herr Stephan Röß, Geschäftsführer und Gründer der AI-Charge Technologies GmbH. In seinem Vortrag stelle er das Bindeglied zwischen Stromnetz und Batterie, die „Wallbox“ vor, mit der das KFZ geladen wird. Ergänzend dazu stellt das Unternehmen auch eine Plattform App zur Verfügung, um die Wallboxen noch intelligenter steuern zu können. AI Charge bietet dynamisches Strompreismanagement mit hoher Effektivität für die Benutzenden. Zudem ermöglichen die Wallboxen ein bidirektionales Laden, das heißt das Auto kann geladen, aber auch entladen werden, wenn im Stromnetz Bedarf besteht. Herr Röß rechnet damit, dass bidirektionales Laden ab 2026 der Standard in der Automobilindustrie sein wird. Um die so genannte „Vehicle to Home“ Technologie zu integrieren, wird ein Smart-Home-Manager mit eingebunden, der den Benutzenden zwei Wochen im Voraus die voraussichtliche Reichweite seines KFZs dynamisch prognostiziert und grafisch darstellt.
Als Vergleich bzw. als Zukunftsszenario wird heute meist Norwegen herangezogen, da hier bereits über 50% der PKW-Neu-Anmeldungen Elektrofahrzeuge sind. In Norwegen ist der Trend zu sehen, dass die Kraftfahrzeugführenden am liebsten zu Hause tanken. Im ländlichen Raum mit einer hohen Anzahl an Einfamilienhäusern ist dies gut möglich – in Mehrfamilienhäusern und Wohnanlagen wie in größeren Städten stellt die Installation von Wallboxen bis heute eine Herausforderung dar.
Herr Röß rechnet damit, dass im Jahr 2030 weltweit 300 Mio. E-Fahrzeuge im Einsatz sein werden, die geladen werden müssen. Hierfür stellt AI Charge über „Deep Reinforcement Learning“ eine künstliche Intelligenz bereit, mit der das KFZ auch als Speicher gesteuert werden kann. Da seiner Ansicht nach im Jahr 2030 die mobile Speicherkapazität die stationäre um ca. ein 1000-faches übersteigen wird, ist dies von enormer Bedeutung.
Abschließend ergriff Herr Berg erneut das Wort um die die aktuellen Förderprogramme zu E-Mobilität vorzustellen. Die Teilnehmenden konnten somit neben aktuellem Wissen auch Tipps zum Einstieg in die E-Mobilität mitnehmen.