Nachhaltiges Wirtschaften und die Einbindung gesellschaftlicher Verantwortung in die Unternehmensstrategie waren in der Vergangenheit für viele Unternehmen von untergeordneter Priorität. Doch mit steigendem gesellschaftlichem Bewusstsein für ökologische und soziale Belange ist auch ein Umdenken der Unternehmen erforderlich.
Corporate Social Responsibility
Corporate Social Responsibility (CSR) beschreibt die Verantwortung von Unternehmen, die sie hinsichtlich der Auswirkungen ihres Tuns auf die Gesellschaft haben. Dies umfasst soziale, ökologische und ökonomische Aspekte, wie zum Beispiel faire Geschäftspraktiken, den nachhaltigen Einsatz von Ressourcen oder auch regionales Engagement. Dabei hilft CSR nicht nur der Gesellschaft, sondern auch dem Unternehmen selbst. Mehrere Studien zeigen beispielsweise, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen oftmals einen Wettbewerbsvorteil genießen.
International anerkannte Leitlinien geben Orientierung
Sowohl Klein- und Mittelbetriebe als auch Großunternehmen können sich bei der Umsetzung von CSR-Maßnahmen an einer Vielzahl international anerkannter Leitlinien orientieren. Ein Beispiel hierfür ist die freiwillig anzuwendende internationale Norm ISO 26000, in Deutschland heißt sie DIN ISO 26000. Sie zeigt auf, wie Unternehmen Verantwortungsbewusstsein für Umwelt, Menschenrechte und ihren Schutz in die eigene Unternehmensstrategie integrieren können. Sieben Grundsätze zur Wahrung gesellschaftlicher Verantwortung bilden die Basis für eine breite Auswahl an Handlungsfeldern, etwa in den Bereichen Organisationsführung, faire Betriebs- und Geschäftspraktiken oder Umweltbelange. Im Mittelpunkt dieses ganzheitlichen Referenzrahmens steht die individuelle Auseinandersetzung damit, inwiefern ein Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen kann und muss.
CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz der Bundesregierung
Mit dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz der Bundesregierung von 2017 sind börsennotierte Unternehmen in Deutschland mit mehr als 500 Beschäftigten dazu verpflichtet, auch über nicht-finanzielle Belange, also Umwelt- und Sozialdaten, zu informieren. Denn in Zeiten von globalen Lieferketten ist mit wachsender Komplexität auch die Nachvollziehbarkeit und Bewertung einzelner Schritte schwieriger geworden. Nicht-finanzielle Berichterstattung erlaubt den Unternehmen deshalb, das Unternehmenshandeln nicht nur verantwortlich zu gestalten, sondern auch Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange zu kommunizieren.
CSR für Klein- und Mittelbetriebe: Herausforderung oder Chance?
Auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) rückt verantwortungsvolles Wirtschaften in den Vordergrund, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und auszubauen. Im Gegensatz zu Großunternehmen erscheint dieser Schritt nahezu intuitiv, da Klein- und Mittelbetriebe ohnehin eine geringe Entfernung zu den Stakeholdern aufweisen. Dennoch: CSR als ein gesteuertes und gezieltes Managementkonzept ist auch für KMU weitgehend neu und bedarf einer genauen Planung. Der direkte Zugang zu Stakeholder-Gruppen erlaubt den KMU allerdings einen größeren Handlungsspielraum, da dieser gezielte Wirkungsanalysen ermöglicht und Anpassungen der CSR-Maßnahmen so schneller umsetzbar sind.
Social Entrepreneurship
Im Unterschied zum klassischen Geschäftsmodell, welches auf eine Gewinnmaximierung für Shareholder abzielt, bieten Sozialunternehmen Produkte oder Dienstleistungen an, die einen Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt leisten und somit Ansätze zur Lösung gegenwärtiger Hindernisse leisten. Social Entrepreneurship (dt. Soziales Unternehmertum; Abk. SE) orientiert sich demnach nicht allein an den Marktanforderungen, sondern vielmehr an gegenwärtigen gesellschaftlichen Belangen. Dabei bedient es sich unternehmerischer Methoden, um die eigene Wirkung zu maximieren.
Ein Beitrag für eine bessere Welt
Soziales Unternehmertum hat viele Facetten: Es reicht von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, über Arten- und Klimaschutz, bis hin zur Arbeit mit Älteren oder Menschen mit Behinderung. Gerade diese Vielfalt an Vorhaben erschwert vor allem im deutschen Raum eine offiziell anerkannte Definition von Social Entrepreneurship. Was allerdings soziale ausgerichtete Unternehmen ausnahmslos eint, ist ihr Ziel, mit ihren Innovationen die Welt ein wenig besser machen zu wollen.
Social Entrepreneurship ist schon lange kein Randphänomen mehr. Der Deutsche Social Entrepeneurship Monitor (DSEM) 2019 zeigt, dass 45,9 Prozent der über 200 befragten Sozialunternehmen im Jahr 2018 oder 2019 gegründet wurden. Gleichzeitig steigt auch das Interesse der Politik: Im April 2019 wurde die strategische Förderung und Unterstützung von Sozialunternehmenden erstmals auch im Bundestag diskutiert.
CSR und SE an der Universität Passau
An der Universität Passau beschäftigen sich sowohl der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation, Technologiemanagement und Entrepreneurship von Prof. Dr. Carolin Häussler als auch der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Strategisches Management, Innovation und Entrepreneurship von Prof. Dr. Andreas König unter anderem mit Sozialunternehmen. Das Institut für Angewandte Ethik in Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung untersucht außerdem wirtschafts- und unternehmensethische Fragestellungen.
Autorin: Rebecca Neumayr (UP)
Ersterscheinung: TRIOLOG 3/Juni 2020