Was steckt hinter dem Internet of Things? Das IoT Innovation Lab an der Hochschule Landshut beschäftigt sich mit Entwicklungen und Einsatzbereichen der innovativen Technologie sowohl in der Forschung als auch in der Lehre.
Vor Prof. Dr. Abdelmajid Khelil liegen auf dem Schreibtisch zwei blaue Stifte. „Diese beiden Gegenstände sind für sich genommen nicht intelligent“, erklärt der Professor für Informatik an der Hochschule Landshut, „smart werden sie erst, wenn sie eigenständig miteinander kommunizieren können.“ Wenn beispielsweise der erste blaue Stift seinen Zustand („Meine Patrone ist leer.“) erkennt, mit dem zweiten Stift kommuniziert („Du bist auch ein blauer Stift?“) und daraus die richtige Schlussfolgerung zieht („Dann muss ich noch nicht nachbestellen.“).
Kommunikation zwischen Dingen und Menschen
Das Beispiel zeigt vereinfacht, womit sich Khelil im Landshuter IoT Innovation Lab beschäftigt. „Unser Schwerpunkt ist die Kommunikation zwischen Dingen, Maschinen und Nutzern, die im Internet der Dinge miteinander vernetzt sind“, erklärt der Professor, der das Innovationslabor 2017 zusammen mit IoT-Coach Tobias Christian Piller im Rahmen eines Förderprogramms des bayerischen Wissenschaftsministeriums aufbaute.
Internet of Things
„Internet of Things“ (auch „Internet der Dinge“ oder kurz „IoT“) bezeichnet Technologien, die es ermöglichen, intelligente Gegenstände physisch und virtuell zu vernetzen und sie sowohl untereinander als auch mit dem Menschen kommunizieren zu lassen.
Smarte Geräte agieren eigenständig
Der Begriff „Internet of Things“ (auch „Internet der Dinge“ oder kurz „IoT“) bezeichnet Technologien, die es ermöglichen, intelligente Gegenstände physisch und virtuell zu vernetzen und sie sowohl untereinander als auch mit dem Menschen kommunizieren zu lassen. Diese smarten Geräte (Smart Devices) sind mit Sensoren und Software ausgerüstet und erhalten unter anderem mittels RFID (Radio-Frequency Identification) oder QR-Codes eine eindeutige Identifizierung. So sind sie in der Lage, Aufgaben selbständig zu erledigen und auf Situationen zu reagieren.
Unterstützung in Produktion und Mobilität
Das Ziel dieser Entwicklung ist, den Menschen zu unterstützen. „In der Industrie kann das Internet der Dinge helfen, Fehler in der Produktion zu vermeiden oder Abläufe kosten- und zeiteffizienter zu gestalten,“, so Khelil. Auch im Alltag halten smarte Geräte bereits Einzug, beispielsweise als Assistenzsystem in Autos oder als intelligenter Kühlschrank im Smart Home.

In Zukunft wird alles, was sich digitalisieren und vernetzen lässt, auch vernetzt werden. Daher ist es wichtig, sich intensiv mit solchen Themen auseinanderzusetzen.“ - Prof. Dr. Abdelmajid Khelil
Noch keine künstliche Intelligenz
Khelil betont allerdings, dass man bei diesen Geräten noch nicht von Künstlicher Intelligenz sprechen kann. Dafür bräuchten sie ein Verständnis, mit dem sie sich Daten aus einem gegebenen Kontext selbst erschließen und richtig interpretieren könnten. So ist beispielsweise eine Telefonnummer eine Abfolge von Zahlen, während nicht jede Zahlenfolge eine Telefonnummer ist. Während Menschen solche Verknüpfungen automatisch aufbauen, weil sie über das nötige Vorwissen verfügen, müssen Maschinen diesen Kontext erst lernen. Wirkliche KI werde daher bis jetzt nur in sehr speziellen Bereichen angewendet, zum Beispiel bei der Bilderkennung. Der Professor ist sich jedoch sicher: „In Zukunft wird alles, was sich digitalisieren und vernetzen lässt, auch vernetzt werden. Daher ist es wichtig, sich intensiv mit solchen Themen auseinanderzusetzen.“
Automatische Triage für Ersthelfer
Wie IoT zum Schutz von Menschen eingesetzt werden kann, zeigt eine von Khelil und Piller entwickelte App. Sie erkennt bei einem Unfall automatisch den Gesundheitszustand der Opfer, indem sie beispielsweise Atem- und Herzfrequenz misst. So wissen die Rettungskräfte bei ihrer Ankunft am Unfallort, wer am dringendsten behandelt werden muss. Die Ersthelferinnen und Ersthelfer erhalten dadurch einen Überblick über die Lage und können sich sofort um die schweren Fälle kümmern. „Soweit ich weiß, sind wir weltweit die Ersten, die an einem tragbaren System arbeiten, welches eine automatische Triage im Katastrophenfall durchführt“, so Khelil. „Wann es jedoch auf dem Markt eingesetzt werden kann, ist heute noch nicht abzusehen.“ Weitere Informationen zum IoT Lab unter www.haw-landshut.de/iot-lab
Autorin: Veronika Barnerßoi (HAW Landshut)
Ersterscheinung: TRIOLOG 2/Dezember 2019